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+++ direkt an der polnischen Ostsee +++ 50 m zum Strand +++ 200 m bis zur Seebrücke +++

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Geschichte von Mistroy / Miedzyzdroje

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Die Geschichte von Międzyzdroje lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. 1554 wurde Misdroy urkundlich als Eigentum der deutschen Dompropstei Cammin erwähnt. Bis zu seinem Aufstieg zum Seebad galt es als kleines Dorf, das nur von einigen Kolonisten bewohnt war, die sich von Fischfang und kümmerlicher Landwirtschaft ernährten.

Zum Badeort wurde Misdroy zwischen 1830 und 1835. Von 1830 an zählte man einzelne Badegäste. Ab 1835 entwickelte sich ein regelrechter Badebetrieb. Im gleichen Jahr wurden die ersten Badehäuschen errichtet, für Frauen und Männer getrennt, wie es damals in den deutschen Bädern üblich war. Wohlhabende Berliner und Stettiner bauten sich hier Villen. Der Berliner Fremdenführer Edwin Müller schrieb drei Jahrzehnte später in seinem Führer durch die Badeorte der Inseln Wollin und Usedom:

„Misdroy liegt an der Westküste der Insel Wollin, umschlossen von den Abhängen einer bewaldeten Hügelkette, die bei den Lebbiner Bergen am Haff beginnt, und sich über Misdroy hinaus am ganzen nördlichen Küstensaume der Insel hart am Meeresstrande hinzieht. […] Wohl kein zweites deutsches Seebad hat in so kurzer Zeit einen ähnlichen rapiden Aufschwung genommen. Vor 30 Jahren war der Ort ein armseliges, aus wenigen Hütten bestehendes Fischerdorf, dessen freundliche Umgebung zwar schon damals einige genügsame Badegäste anlockte, das aber dennoch Jahre lang sein einfaches und dürftiges Aussehen bewahrte. […] Seit jener Zeit hat sich Misdroy, unterstützt durch thätige Mitwirkung der Badedirection, von Jahr zu Jahr weiter ausgedehnt, und zu einem der bedeutendsten Ostseebäder empor geschwungen.“

Nach 1860 setzte ein rasches Wachstum des Ortes ein. Die Errichtung einer protestantischen Kirche auf der Königshöhe im Jahre 1862 ist dafür ein beredtes Zeugnis. Im Jahre 1862 schrieb Josef Seegen aus Wien, Brunnenarzt in Karlsbad, in seinem Handbuch der allgemeinen und speziellen Heilquellenlehre: „Misdroy liegt von Buchenwäldern umgeben auf der Nordwestküste der preußischen Insel Wollin, 200 Schritte vom Strand entfernt. Der Strand besteht aus dichtem feinen Sand. Der Wellenschlag ist nur bei Westwind etwas bedeutender, was in den Herbstmonaten am häufigsten vorkommt.“

Ab 1870 wurde auch das Dünengelände im Westen des Ortes nach und nach bebaut. 1869 verbesserte der Bau einer Schiffsanlegestelle für den direkten Verkehr von und nach Stettin an der „Laatziger Ablage“, am Großen Vietziger See, die Erreichbarkeit des Ortes.

Auch der Thronfolger und spätere deutsche Kaiser Friedrich III. hatte hieran seine Verdienste. Er hatte sich im Jahre 1867 einige Wochen mit seiner Familie in Misdroy erholt. Dank seiner Fürsprache wurde zwei Jahre später am Vietziger See der erwähnte Anleger für Passagierschiffe für die Direktverbindung Stettin–Misdroy–Swinemünde gebaut. Die dankbaren Einwohner von Misdroy gaben daraufhin ihrer 1885 eröffnetenSeebrücke, der ersten in der Region, seinen Namen. Die Strecke „Laatziger Ablage“–Misdroy fuhren Kutschen und später Kraftomnibusse. Nach dem Krieg 1870/71 waren der damalige preußische Kronprinz mit seinem Hofstaat, der Generalpostmeister Heinrich von Stephan sowie Professor Rudolf Virchow prominente Gäste des Seebades. Von 1872 an war Misdroy eines der führenden deutschen Seebäder. Als besondere Attraktion entstand 1885 der erste Seesteg, der 1906 auf 360 Meter verlängert wurde. 1913 zerstörte ihn eine Sturmflut. Er wurde erst 1921 wieder erneuert. 1850 hatte Misdroy bereits 317 Einwohner und 500 Badegäste aufzuweisen.

Nachdem 1899 eine Eisenbahnstrecke von Wollin nach Misdroy gebaut worden war, stieg die Attraktivität des Ortes weiter. Nun konnte auch die Eisenbahnverbindung Berlin–Ducherow–Swinemünde–Misdroy für die An- und Abreise der Gäste genutzt werden. 1930 wurden 21.115 Badegäste gezählt. Die Zahl der Einwohner betrug 1939 insgesamt 4145. Prinz Claus von Amsberg, der spätere Gemahl der niederländischen Königin Beatrix, besuchte in den Jahren 1938 bis 1942 in Misdroy die „Balten-Schule“, eine private Oberschule.

Eine bekannte Bewohnerin Misdroys war von 1915 bis 1945 die deutsche Schriftstellerin Magda Trott, die heute nur noch für ihre nach wie vor verlegten Kinderbücher „Pucki“ (Titania Verlag) und „Goldköpfchen“ (Engelbert Verlag) bekannt ist.

Von 1919 bis Ende 1944 bestand in Misdroy die insbesondere unter Baltendeutschen beliebte Baltenschule Misdroy.

Bis 1945 gehörte Misdroy zum Landkreis Usedom-Wollin. Seit 1945 ist das Standesamt I in Berlin für die vor 1945 dort geborenen zuständig (z.B. Ausstellung einer Geburtsurkunde).

Südlich von Misdroy, in den bewaldeten Hügeln bei Zalesie (Laatzig) an der Laatziger Ablage am Ostufer des Wicko Małe (Kleiner Vietziger See), befand sich während des Zweiten Weltkriegs eine geheime Versuchsanlage zur Erprobung der sogenannten Kanone V3, die als Mehrkammerkanone Bodenziele in weiter Entfernung unter Beschuss nehmen sollte. Reste der 1945 bis 1947 zerstörten Anlage sind heute noch sichtbar. In einem erhaltenen Bunker der Anlage ist ein kleines, privat betriebenes Militaria-Museum eingerichtet, das auch Informationen zur einstigen V3-Anlage bietet.

Die Insel Wollin wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Anfang Mai 1945 von der Roten Armee besetzt und nach Kriegsende mit ganz Hinterpommern und einem Teil Vorpommernsmit Stettin unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung von Polen, die in dem Ort angesiedelt wurden. Soweit sie nicht zuvor vor den Kampfhandlungen geflüchtet war, wurde die deutsche Bevölkerung anschließend vertrieben. Misdroy wurde von der Volksrepublik Polen in Międzyzdroje umbenannt.

Der Ort erhielt 1947 Stadtrecht und war von 1973 bis 1984 ein Stadtteil von Świnoujście (Swinemünde). Heute bildet Międzyzdroje wieder eine eigenständige Gemeinde.

Entwicklung der Gästezahlen:

  • 1846: 382
  • 1850: ca. 500
  • 1910: ca. 17.000
  • 1913: ca. 20.000
  • 1923: 13.100 (einschließlich 820 Durchreisende)
  • 2013: 600.000

 

 

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